„Alles seit je. Nie etwas andres. Immer versucht. Immer gescheitert. Einerlei. Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern.“
Samuel Beckett
Die Künstlerin Eva Degenhardt beginnt nie mit der weißen Leinwand. Der Impuls, zu gestalten, geht nicht von ihr selbst aus. Sie lässt sich berühren von der Welt, den Menschen, den Dingen. Die Dünnhäutigkeit der Künstlerin war früher vielleicht ein Problem, heute ist sie Programm und Herausforderung zugleich.
Vieles berührt uns eher zufällig und überraschend. Eva Degenhardt ist immer bereit, sich auf ungewöhnliche sinnliche Eindrücke einzulassen. Jeder „Eindruck“ ist auf irgendeine Weise mit Stofflichem verbunden. Die Künstlerin ist eine exzessive Sammlerin von Stoffen und Stofflichem.
Vielleicht wurde diese Leidenschaft bereits in der Kindheit grundgelegt. Der Vater handelte mit Möbel- und Dekorationsstoffen und das Haus
war vom Keller bis zum Dach angefüllt mit Stoffmustern jeglicher Art. Es waren nicht die Endprodukte, welche die Phantasie des Kindes anregten, sondern die zur Verfügung stehenden kleinen und kleinsten Stoffproben, aus denen man eine eigene Welt gestalten konnte. Regeln und Begrenzungen gab es nicht, alles war erlaubt: kleben, nähen, tackern. Noch heute bewahrt sich Eva Degenhardt möglichst lange die Phase des kreativen Experimentierens, bevor sie ihrem Werk eine endgültige Form gibt.
Die Beschäftigung mit Philosophie und Poesie lässt die Künstlerin den sie tragenden Grund – die „Bodenhaftung“ wie sie es selbst nennt – immer wieder überschreiten. Doch bei aller Faszination für „geistige Systeme“ bleibt Eva Degenhardt ihrer Verbundenheit mit dem Stofflichen treu.